Primal Patterns Poster

PRIMAL PATTERNS

Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Musikfonds Berlin
Ursprünglich als Spielzeug gedacht, wurde das Toy Piano erst 1948 durch John Cages «Suite» als professionelles Solo-Instrument bekannt. Viele Familien kennen das Toy Piano immer noch nur als ein Spielzeug, oder eine Art Einführung in die musikalische Erziehung.
-- Während des Lockdowns wird viel belebter und lauter im Haushalt. Das längst vergessene Toy Piano erobert das Podium. Es wird gespielt, geklimpert und geknallt. --
Inspiriert von Erik Saties Minimalismus, wendet sich Cage in seiner «Suite for Toy Piano» zurück an die Tonalität und Melodie. «Suite» besteht aus fünf kurzen Sätzen, von denen keiner länger als zwei Minuten dauert. Cage mochte das reibende Klingen und die begrenzte Reichweite des Instruments. Das Stück kann mechanisch aber auch strukturell immersiv sein.
-- Ist es tatsächlich spielerisch? Ist es darum einfach zu bespielen? Besonders in der Lockdown-Situation, in der man ständig überfordert ist... --
Julia Wolfes «East Broadway» ist für Toy Piano und Toy Boombox geschrieben. Der Boombox-Teil ist ein bizarres Zuspiel, dass mit dem Toy Piano-Teil über eine Click Track, den der Performer über Kopfhörer hört, koordiniert wird. Der Performer muss also ganz strikt spielen, damit die TechnoMusik aus dem Boombox genau dort aufhört, wo das Live bespieltes Toy Piano ansetzt.
-- Es ist ein Chaos. Es wird zur Zeit in einem Raum gleichzeitig geredet, gelernt, gesungen, gespielt, getrampelt, gekämpft, gearbeitet und geübt. Es muss irgendwie funktionieren, aber wieviel Freude bringt allein das Funktionieren? --
«Sonata for Toy Piano» des britischen Komponisten Michael Finnissy ist ein täuschendes Stück. «Allegro» heißt hier nicht schnell; «Happy» ist ein Begriff für Moll-Akkorde, und man findet sich in endlosen trostlosen Wiederholungen, die ganz obskur an den berühmten «Murmeltier-Tag» erinnert. Die fein gearbeitete Miniatur «Milliampere» ist eigentlich eine Kadenz des Toy Piano Konzerts von Dai Fujikura («Ampere»), und wirkt in dieser Zusammenhang wie ein kurioser Moment des Stillstandes. Es soll auch im Sinne des improvisierten Virtuosentums des 19.Jahrhunderts klingen – mit übertriebenen ritardandi und accelerandi, was den Zuhörer direkt zur eigenen Improvisation der Pianistin führt.
-- Ist das Spielen ein Teil des Alltags für alle? Oder nur für Kinder? Wenn Spiel und Interaktion mit dem eigenen Kind zum Job wird, und wenn der eigentliche Job in ein Jonglierspiel verwandelt wird, wieviel Raum bleibt für mich?... Als Mutter, reflektiere ich über diese Fragen in meiner Improvisation, mit der ich mich intensiv nur erst seit dem Beginn des Lockdowns auseinandergesetzt habe. --
«Minas Song» ist ein weiterer Titel vom japanischen Komponisten Dai Fujikura. Er beschäftigt sich intensiv mit der Erziehung seiner Tochter und postet ihre tägliche Weisheiten in sozialen Netzwerken. Dieses Stück basiert auf einem Thema, das seine damals 2-jährige Tochter auf ihrem Spielzeugklavier spielte. Toy Piano bietet derart Platz für beides: für «Kinder-Experimente» und für «Erwachsenen-Weisheiten».
-- Es kostet eine gewisse Mühe, am Toy Piano einen dezenten Ton zu produzieren. Aber vergessen Sie die Essenz nicht! Qualität ist zu diesem Zeitpunkt des Lockdowns – ein sehr bedingt tragfähiges Konzept. --
Margarete Huber setzt sich in ihrem Stück «Number One» spielerisch mit der Frage auseinander, ob es in der sogenannten „Neuen Musik“ überhaupt «Hits» gibt? Außerdem möchte sie vielleicht auch dem Geheimnis des sie seit ihrer Kindheit faszinierenden Synthie-Pop-Klassikers «Popcorn» (1969 von Gershon Kingsley komponiert) ein wenig näher kommen.
-- Der genaue Ablauf des Schaufensterkonzerts wird für die Passanten visuell greifbar sein. So erkennen sie den in der letzten Zeit anvertrauten Rhythmus des sogenannten «Murmeltier-Tages». --
«Primal Patterns» von Florence Anna Maunders basiert auf Mustern aus der Primzahlenfolge 19, 17, 13, 11, 7, 5, 3 in aufsteigender und absteigender Reihenfolge, jedoch so, dass sie ineinander greifen, um größere Musterwiederholungen von 3, 5, 7, 11, 13, 17 & 19 zu bilden. Die beiden Hände der Pianistin füllen zusammen das gesamte harmonische Spektrum aus. Die kaskadierenden Muster von Tönen und rhythmischen Zyklen greifen ineinander, um den musikalischen Raum während der gesamten Dauer des Stücks vollständig mit Klang zu füllen. Die Hände überlappen
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